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Die 8 größten Irrtümer in der Pferdefütterung

Pferdefütterung – was du unbedingt wissen solltest

 

        1. Hafer macht Pferde frech

 

Hafer zählt zu den wichtigsten und gesündesten Getreiden in der Pferdefütterung. Er besitzt im Vergleich zu den anderen Getreidearten wie Gerste, Mais oder Weizen wenig Gluten und ist damit am verträglichsten, da Pferde nicht wirklich glutenverträglich sind. Mit seinem Anteil an 59 Prozent Kohlenhydraten und 7 Prozent Fett ist er der ideale Energielieferant. Die Energie des Hafers ist hochverdaulich, weshalb die enthaltene Stärke früh im Dünndarm verdaut wird. Dadurch tritt die Stärke schnell in den Stoffwechsel ein und liefert dem Pferd Energie. Der Mythos, dass Hafer frech oder wild macht, hält sich deshalb hartnäckig, weshalb Hafer bei einigen Pferdebesitzern immer noch verpönt ist. Die Tatsache, dass der Hafer einigen Pferden zu Kopf steigt und sie dann übermütig oder frech reagieren, ist allein dem Energieüberschuss geschuldet, den sie durch Überfütterung erhalten. Gerade Freizeitpferde bräuchten kein Kraftfutter als Energielieferant, weil ihr Energiebedarf bereits über Heu und Weide genug gedeckt ist.

Daher sollte man nie vergessen: Die Menge macht´s! Das Kraftfutter muss stets an die Leistung angepasst werden, sonst entlädt sich die aufgestaute Energie natürlich auch mal gerne in alle Richtungen! 

 

2.     Heunetze verlängern die Fresszeit maßgeblich

 

Heunetze erfreuen sich zu Recht immer größerer Beliebtheit in der Pferdefütterung.

Ihre Nutzung ist mit vielen Vorteilen verbunden, die der artgerechten Fütterung immer näher kommen. Neben besserer Futterverwertung und Beschäftigung gegen Langeweile kommt auch immer wieder das Argument der verlängerten und verlangsamten Fresszeit zu Tage, wodurch die Verdauung des Pferdes verbessert wird, weil das Pferd über einen längeren Zeitraum kleinere Mengen an Heu zu sich nimmt.

Dabei ist allerdings zu beachten, dass nicht jedes Heunetz diesen scheinbaren Vorteil und Gewinn für die Fütterung mit sich bringt. Heunetze, deren Maschen nämlich zu groß sind, haben diesen Effekt leider nicht. Die Pferde bekommen aus den Löchern genauso viel Heu, wie als wenn sie es vom Boden fressen würden. Um einen wirklichen Effekt zu erzielen, bei dem das Fressen verlangsamt werden soll, dürfen die Maschen nur eine Größe von ca. 3 cm Durchmesser haben.

Erst dann haben Heunetze einen verlängernden Einfluss auf die Fresszeit und verlangsamen die Aufnahme des Futters.

 

3.     Öl ist eine gute Energiequelle und gut für die Verdauung

 

Pflanzenöle sind in der Pferdfütterung ein wichtiger Bestandteil, da sie ein guter Energielieferant sind. Allerdings ist der Ölbedarf von Pferden bereits mit gutem Heu und Getreidefutter gedeckt. So liefern 10 Kilogramm Heu bereits 100 Gramm Öl, die das Pferd über den Tag verteilt aufnimmt. In vielen Ställen wird Öl trotzdem hinzugefüttert.

Dies ist jedoch völlig unnötig und kann bei dauerhafter Anwendung sogar zu gesundheitlichen Schäden führen. Pferde können das Öl im Darm nicht ausreichend emulgieren. Es passiert, dass der Ölfilm die Nährstoffaufnahme hemmt und das unverdaute Öl außerdem die Darmflora schädigt. Möchte man seinem Pferd Energie in Form von Öl im Winter liefern, macht dies über eine Handvoll Sonnenblumenkerne oder Ölsaaten wie Leinsamen mehr Sinn.

 

4.       Pferde wissen instinktiv was sie nicht fressen dürfen

 

Sicherlich hat das Pferd im Zuge der Evolution Instinkte entwickelt, die dafür sorgen, dass es in der Natur überlebt und weiß mit welchen notwendigen Nährstoffen es sich zu versorgen hat. Jedoch sind unsere Pferde keine Wildpferde mehr, sondern oft hochgezüchtete Sportpferde. Da kann der ein oder andere Instinkt eventuell verloren gehen oder zumindest getrübt werden. So passiert es eben leider doch noch, dass Pferde Giftpflanzen fressen und teilweise daran sogar sterben müssen. Pferde fressen vor allem dann allen möglichen ,,Mist“, wenn sie nicht genügend zu fressen oder zu knabbern auf der Weide haben.

Deshalb sollte man immer sicherstellen, dass ausreichend zu fressen da ist und notfalls eben mit Heu ausgeglichen wird.

Auch im Heu steckt leider die Gefahr, denn werden Wiesen nicht ausreichend vor dem Mähen untersucht, kann es passieren, dass Giftpflanzen mit ins Heu eingearbeitet und getrocknet werden. Getrocknet sind sie noch gefährlicher, denn sie verlieren ihren bitteren Geschmack, der die Pferde eigentlich davon abhalten soll, die Pflanzen zu fressen. Die Giftwirkung geht durch das Trocknen im Heu oft leider nicht verloren.

Die einzige Möglichkeit um unsere Vierbeiner sicher vor den Giftpflanzen zu schützen, sind regelmäßige Kontrollen von Wiesen und Heu.

 

5.       Heulage hilft gegen Husten

 

Immer wieder hört man unter Pferdebesitzern, dass sie Heulage füttern, weil ihr Pferd so schlimm hustet. Daraus ergibt sich leider der Satz. Heulage hilft gegen Husten. Das stimmt so nicht, denn Heulage hilft nicht gegen den Husten, sie staubt nur weniger und hat dadurch einen vermindernden Effekt auf den Husten.

Das Problem oder die Ursache des Hustens ist damit nicht gebannt. Auch wenn Pferde an chronischem Husten leiden und als Besitzer man das Leiden durch staubarmes Futter und Einstreu lindern möchte, ist Heulage oder Silage dabei absolut nicht der richtige Weg! Leider bewirkt man mit der Fütterung von Heulage oder Silage keine Heilung, sondern oft das Gegenteil.

Durch die säurehaltigen Gase aus der Heulage oder Silage können die Atemwege noch mehr geschädigt werden und es kann eine Verschlimmerung der Atemwegserkrankung eintreten. Des Weiteren kann es durch die Milchsäurebakterien, die normalerweise in kleinsten Mengen im Pferdmagen vorkommen, zu einem Überschuss an falschen Milchsäurebakterien kommen. In Folge dessen übersäuern die Milchsäurebakterien den Dickdarm und das Bindegewebe des Pferdes.

Übersäuerung und Fehlgärungen können sich zusätzlich durch Durchfall, Kotwasser und Wassereinlagerungen im Gewebe zeigen. Für die Pferdegesundheit ist es somit doch besser ein qualitatives Heu zu füttern, was in der Regel sowieso kaum stauben sollte. Zusätzlich kann dieses kurz vorm Füttern gewässert werden, um Staubbildung zu vermeiden.

 

6.       Von Heu bekommen Pferde einen dicken Bauch

 

Oftmals scheuen sich Pferdebesitzer ihrem Pferd große Mengen an Heu zu füttern, da die Gefahr besteht, dass es dann einen Heubauch bekommt und dick aussieht. Dies liegt jedoch vor allem daran, dass Heu den Dickdarm füllt und den Bauch dadurch rundlich aussehen lässt. Hat das Pferd darüber hinaus eine schwache Bauch- und Rückenmuskulatur sieht das Pferd und der Bauch schnell ,,schwanger" aus. Einen Heubauch bekommt man am besten weg, wenn man sein Pferd konsequent über den Rücken arbeitet und entsprechend die Muskulatur von Bauch und Rücken trainiert. Ausreichend Heu zu füttern ist für die Pferdegesundheit und eine funktionierende Verdauung unerlässlich. Deshalb gilt immer noch: Besser ein rundlicher als ein kranker Bauch!

 

7.       Luzerne ersetzt Heu

 

Luzerne gehört zu der Familie der Kleeartigen und hat einen hohen Zellulosegehalt. Sie wird von Pferden sehr gerne gefressen und hat ein gutes Calcium-Phosphor-Verhältnis und enthält wertvolle Vitamine wie Vitamin E und B.

Luzerne enthält etwa 20 Prozent Rohprotein und damit fast doppelt so viel wie Heu. Das ist auch der Grund warum die Fütterung von Luzerne bei Sportpferden und Zuchtstuten empfohlen wird. Oft wird von Luzerne aber auch als Heuersatz gesprochen und gerade als idealer staubfreier Heuersatz für Allergiker beworben. Auf Grund des hohen Eiweißgehaltes ist Luzerne jedoch nicht als Heuersatz geeignet und sollte nicht ad libitum, sondern lediglich wie Kraftfutter gefüttert werden.

 

8.       Getrocknetes Brot können Pferde ruhig essen

 

Brot ist kein Pferdefutter! Immer noch herrscht der Glaube, dass Pferde getrocknetes Brot gut fressen können. Doch die meisten Brotsorten bestehen aus Weizen- oder Roggenmehl. Beides sind Getreidearten die für Pferde schwer verdaulich und damit gänzlich ungeeignet sind. Hinzu kommt, dass die im Brot enthaltenen Cerealien zu Verklebungen führen. Dadurch entstehen Verdauungsprobleme, die im schlimmsten Fall in einer tödlichen Kolik enden.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Jannet Högnich (Mittwoch, 23 Januar 2019 11:11)

    Es ist schon immer erstaunlich, wie sich Irrtümer so ihren Weg bahnen. Tatsächlich habe ich schon von jedem Irrtum gehört. Und leider - ja das muss ich auch an dieser Stelle mal zugeben - habe ich den einen oder anderen Irrtum für bare Münze genommen. Aber zum Glück bin ich auf diesen Beitrag gestoßen, der mit den Irrtümern aufräumt. Finde ich ehrlich gesagt ziemlich gut! An dieser Stelle ein großes Lob! Danke.

    "Deshalb gilt immer noch: Besser ein rundlicher als ein kranker Bauch!" Genau so sehe ich das auch. Bei einem Pferd sollte es nicht primär um die Optik gehen. Pferde sinn immerhin kein Statussymbol. Es sind Lebewesen. Und die haben es verdient, dass man sich primär um die Gesundheit kümmert. Ich gehöre zu den Menschen, die nicht essen, damit sie hübsch aussehen. Ich achte auf eine ausgewogene Ernährung, damit mein Immunsystem stark ist und ich gesund bin. Darum geht es mir. Und jedes Mal wenn ich den Futtertrog (wie diesen hier von <a href="https://www.siepmann.net/Tr%C3%A4nken_und_Tr%C3%B6ge_f%C3%BCr_Gro%C3%9Fvieh/Tr%C3%A4nkebecken_f%C3%BCr_Gro%C3%9Fvieh/Futtertrog.html">Siepmann</a>) befülle, freue ich mich mit welcher Leidenschaft meine Pferde das Heu fressen. Da schaue ich gerne zu. Sie haben es sich auch immer redlich verdient!

    Danke. Danke für den tollen Beitrag. :-)

    Ganz liebe Grüße!

  • #2

    Lisa von Pferdelinis (Sonntag, 03 Februar 2019 12:46)

    Liebe Jannet,

    Vielen lieben Dank für deinen tollen Kommentar und deine Wertschätzung :-)
    Ich freue mich sehr, wenn ich mit meinen Artikeln Pferdefreunde erreichen und begesitern kann!
    Alles Liebe und Gute für dich!
    Ganz Liebe Grüße
    Lisa von Pferdelinis :-)